Schloss Wilhelmsthal präsentiert in seiner facettenreichen Geschichte ein herausragendes Portfolio. 16 barocke, mehrstöckige Pavillons, zwischen 1698 und 1719 erbaut, liegen als vollständig erhaltenes Gebäudeensemble eindrucksvoll auf einer lang gezogenen Schlossachse angeordnet in einem historischen Landschaftspark, eingeschlossen und eingebettet in den lückenlosen Wäldern des Thüringer Waldes.
Der Telemannsaal, einer der ältesten freistehenden Konzertsäle Europas, wenn nicht sogar der älteste, beherbergt die letzte, original erhaltene Uraufführungsstätte von Werken Georg Philipp Telemanns. Dieser 9 mal 16 Meter große, reich mit Stuckaturen ausgestattete, ovale Konzertsaal wurde schon zu seiner Entstehungs- und Blütezeit seiner hervorragenden Akustik wegen geschätzt.
Kein Geringerer als Großherzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, Förderer und Patron der später als Weimarer Klassik bekannt gewordenen Epoche, formte den barocken Landschaftspark zu seinem absoluten Lieblingssitz um. In den Sommermonaten – in manchen Jahren sogar ein halbes Jahr lang - wurden so die Geschicke des Großherzogtums allein von hier aus geleitet – nicht von Weimar oder Belvedere aus. Mit ihm kamen auch der gesamte Weimarer Musenhof – Goethe, Wieland, Herder, dann später auch Hebbel, Liszt oder Hans Christian Andersen – nach Wilhelmsthal und fanden hier Genugtuung und Kreativität, um schöpferisch tätig zu sein.
Hermann von Fürst Pückler-Muskau formte den Landschaftspark später mit um. Jeder der Großherzoge von Sachsen-Weimar-Eisenach verliebte sich in die Anlagen neu und erhielt Wilhelmsthal bis 1918 ohne größere Veränderungen.
Bis 1941 war die Anlage in herzoglichem Besitz, bevor sie an das Thüringer Finanzministerium verkauft wurde. Die deutsche Wehrmacht beschlagnahmte das Gelände 1942 und nutzte es bis 1945 als Lazarett. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss bis 1993 als Kinderheim genutzt. Während dieser Zeit wurde die Anlage ihrer Nutzung entsprechend umgestaltet, insbesondere durch Anbauten und die Errichtung neuer Gebäude. Der Telemann-Saal diente als Speisesaal. Neben dem Kinderheim entstand unweit der Schlossanlage während der 1960er Jahre ein Bungalowdorf als Ferienlager der Jungen Pioniere.
Mit der Nutzungsaufgabe im Jahr 1993 verfiel die nun leer stehende Schlossanlage zunehmend. Das Areal des Ferienlagers beherbergt heute ein Berufsbildungszentrum, welches auch kurzzeitig Mieter des Schlosses war.
Seit dem Jahr 2001 ist die denkmalgeschützte Schlossanlage vom Land Thüringen erfolglos zum Verkauf ausgeschrieben.
Im August 2009 wurde die Liegenschaft von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übernommen, die Schritte zur Sicherung und Sanierung des Baudenkmales einleitete. Mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II erfolgte im Jahr 2011 eine grundhafte Rekonstruktion des Landschaftsparks. Trotz der Sanierungsanstrengungen gelten Teile des Schlosses, vor allem die Stuckdecke im Telemann-Saal als akut einsturzgefährdet.
Der Förderkreis Schlossanlage Wilhelmsthal e.V. hat über viele Jahre unermüdlich auf den Zustand und die Bedeutung dieser einzigartigen Anlage hingewiesen. Gemeinsam mit dem Lux Festspielverein e.V., dem Kammermusikverein Eisenach und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sollen zukünftig auch Veranstaltungen im Rahmen der Lux Festspiele auf die große kulturelle Bedeutung von Schloss Wilhelmsthal aufmerksam machen und den Erhalt und die Suche nach neuen Nutzungen der Schlossanlage mit befördern.
Förderverein Wilhelmsthal